Hölle Süd peitscht Männer 1 zurück ins Spiel

Nach einem Zehn-Tore-Rückstand kämpfen sich Wangens Handballer in Hälfte zwei zurück ins Regionalliga-Spiel gegen die SG Weinstadt. Trainer Tobias Müller sah die Rote Karte.

Mehr Emotionen und mehr Lärm waren am Samstag in der Argenhalle gegen die SG Weinstadt in der Regionalliga nicht möglich. 600 Zuschauer waren außer Rand und Band, als Wangens Handballtrainer in der 47. Minute die Rote Karte sah. Das MTG-Team drehte das Spiel und schaffte am Ende noch das Remis mit 27:27 (10:16).

Sechs Tore Rückstand zur Pause

„Ich kann es nicht in Worte fassen, wie stolz ich auf meine Jungs bin“, sagte Wangens Coach Tobias Müller im anschließenden Trainerinterview und fügte hinzu: „Die Rote Karte kostet mich natürlich was.“

Für Weinstadts Trainer Philip Schückle war es hinsichtlich „der ersten 40 Minuten ein verlorener Punkt, aber wir können froh sein, dass wir mit einem Punkt nach Hause fahren“. Weinstadt dominierte die Begegnung zunächst. Gegen ihre starke Abwehr, gepaart mit Marius Oesterle im Tor, fanden die Allgäuer keine Lösungen. Als Max Weber in der 17. Minute von den Schiedsrichtern Kai Füller und Vincent Maass disqualifiziert wurde und Müller die Gelbe Karte sah, verlor die MTG den Faden.

Füller und Maass legten in Hälfte eins noch drauf, und Wangens Coach bekam fünf Minuten vor der Pause eine Zeitstrafe aufgebrummt. Weinstadt nutzte die Situation und trat mit sechs Toren Vorsprung den Gang in die Kabine an. Nach dem Seitenwechsel änderte sich erst einmal nicht viel. Bereits nach sieben Minuten lag die MTG mit zehn Toren zurück. „Wir sind nicht ausreichend in die Tiefe gegangen, hatten die Angriffe nicht gut vorbereitet. Dazu kam, dass das Vertrauen der Spieler immer mehr verschwunden ist nach vielen Fehlwürfen“, bilanzierte Müller.

Kabinenansprache fruchtet

In der Kabine hatte Müller seine Jungs motiviert, „die Deckung wieder stabil zu kriegen und mehr aufs Tempo zu drücken“, damit das Spiel auf Wangens Seite kippt. So ist es dann auch ab der 39. Minute geschehen.

Die MTG verkürzte den Abstand auf 19:24, als eine Zeitstrafe für Manuel Kuhnt Müller die nicht ganz verständliche Rote Karte bescherte - und danach geschah das Unglaubliche: In doppelter Unterzahl führte Aaron Mayer sein Team mit einem 6:0-Lauf in Front. Allein drei Tore gingen auf sein Konto und für Moritz Sellschopp, Marius Mücke und Felix Schuster bahnte er den Weg zur erfolgreichen Chancenverwertung. Die Halle stand und die Stimmung kochte, aber Weinstadt ließ nicht locker und glich nicht nur aus, sondern holte sich zu Beginn der 59. Minute die Führung zurück.

Das hat mental auch etwas gemacht und jeden dazu gebracht, noch mehr zu kämpfen.

MTG-Spieler Moritz Sellschopp über die Unterstützung der Zuschauer

Bei 25:26 brachten zwei Treffer in Folge von Felix Schuster auf Linksaußen das Publikum wieder zum Jubeln. 40 Sekunden vor der Schlusssirene (27:27) nahm Timo Feistle (Sportlicher Leiter), der das Ruder nach der Disqualifikation Müllers übernommen hatte, eine Auszeit, aber ein weiterer Treffer sollte nicht mehr folgen. „Das Comeback war eine starke Leistung vom Team und die Halle hat gepuscht ohne Ende“, freute sich Sellschopp und sprach „von Gänsehaut“, als die Tribüne in der Crunchtime entfesselt war. „Das hat mental auch etwas gemacht und jeden dazu gebracht, noch mehr zu kämpfen.“ Für die Wangener war es am Samstag definitiv ein gewonnener Punkt und sowohl für Weinstadt als auch für die MTG ein großartiges Regionalliga-Spiel.

Hölle Süd als Faktor

„Wir gehen mit einem gemischten Gefühl nach Hause“, meinte SG-Trainer Schückle, „aber wenn wir eine Nacht darüber geschlafen haben, können wir uns eher freuen als ärgern. Die Halle hatte mit Sicherheit ihre Wirkung gehabt. Viele Jungs haben vor solch einer Kulisse noch nie gespielt.“

Der Nimbus der Hölle Süd brachte Wangen zwar nicht das erhoffte positive Punktekonto (6:6), dafür aber ein spektakuläres Handballspiel, das im Gedächtnis bleiben wird. Die Begegnung hat nicht nur gezeigt, dass Müllers Motto im Regionalligabetrieb - „nach hinten treten und vorne überraschen“ - für die Allgäuer ein realistischer Weg ist, sondern auch das Selbstvertrauen im Team enorm gestärkt.

Für die MTG spielten: Hommel, Wenzel (beide Tor); Fischer, Pentzlin (2 Tore), Weber (3), Tobehn (1), Schuster (5), Mücke (2), E. Mayer (1), Natterer (1), Sellschopp (4), A. Mayer (5, 1 Siebenmeter/ein Tor), Kuhnt (2), Vonier (1), Gapp.

Bericht: Susanne Backmeister (Schwäbische Zeitung)

Weiter
Weiter

Regionalliga: mA1 schlägt die HSG Konstanz zuhause mit 32:24 (15:11)